Donnerstag, 22. Oktober 2009

Blutgruppe: Lysergsäurediethylamid

Ich wünschte, ich würde Koks bluten. Oder Liquid E. Wie viele Frauen dann sich darum reißen würden an mir zu saugen, zu riechen. Klar würde ich in der stetigen Gefahr leben eine Diskoschlampe beißt mir den Schwanz ab und konsumiert mich aber Risiko gibt es immerhin überall. Ich müsste nicht mehr zur Plasmaspende, weil wenn ich Koks oder Liquid E blute, kann ich den Kram viel teurer an andere verkaufen. Vielleicht werde ich ja irgendwann gekidnappt und täglich gemolken. In einem Keller eingesperrt und Zwangsernährt. Eventuell bekomme ich ja sogar einen Fernseher, auf dem ich dann Tag und Nacht Unterschichten-TV schaun kann. Die Fließen um mich herum sind dreckig, zerschlagen, klar. Ich hänge wahrscheinlich auch bei irgendeinem Mini-Drogengangster im Keller rum. Ab und zu kommt er durch die Kellertür um mir eine ins Gesicht zu hauen. Manchmal kommt auch seine Freundin. Die muss mich dann waschen. Ich mache ihr dann schöne Augen und sage romantische Sachen. Hole vielleicht meinen Schwanz raus und reibe ihn an ihrem Hosenbein während sie meine Haare einseift. Und dann bekomme ich einen Tritt in die Eier. Ein typisches Szenario, bestimmt. Nach ein, zwei Monaten, ich bin blutarm mittlerweile, stürmen die Cops das Haus und befreien mich. Dann werde ich nach vorgeheuchelten Tränen und bla wieder zuhause sitzen, mir Bier reinziehen und beim selbstverletzendem Verhalten gleich ein Medikament haben, was die Müdigkeit durch Blutverlust vorbeugen würde oder sowas. Ach könnte ich nur Koks bluten.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Fragen

Fragen, Fragen! Fragen über Fragen. Selbst die Einsicht kann nicht sagen, was die Fragen für Antworten haben. Nicht das Ich, nicht das Er, nicht das Sie oder selbst das Es, weiß was zu klagen oder sagen auf die ganzen Fragen, welche einfach nur schmerzen.
Wenn man selbst über sich hinauswachsen will, braucht man eine gewisse Zutat. Diese ist jedoch nichts alltägliches oder überall herrumliegendes. Ja, jetzt werden viele sagen, das geht doch einfach so ... blah blah. Ja ja. Leckt mich ihr Wichser. Das mal vorweg. Ich sehe das alles etwas anders.
Also da ist dieses riesengroße Dings. Das nervt. Also dieses Dings. Ich nenne es halt Dings, weil es so oder so keine wirkliche Beschreibung dafür gibt. Und ich denke ich bin schon recht wortgewandt. Das Dürfte der ein oder andre doch schon mitbekommen haben. Aber gut ich schweife ab. Also dieses Dings. Da waren wir ja. Das nervt. Und es nervt echt höllisch. (Eigentlich mag ich kurze Sätze gar nicht.) Na gut. Zurück zum Thema. Dieses unsagbare, unheimliche, unwarscheinlich scheußliche und auf jeden Fall überaus nervige Gefühl/Dings stört. Es stört alles. Es stört den Antrieb, die Motivation, die Lebensqualität, einfach alles. Undefinierbares Etwas, stinkende Morchel, triefende Schleimblase, tote Ratte.
Sterbe ich?

Dienstag, 20. Oktober 2009

Schwarz I

Finsterste, schwärzeste, tiefste Dunkelheit erstreckt sich in alle Richtungen, gespickt von kleinen leuchtenden Punkten - Sterne. Wenn man hineinblickt, dann verliert man sich. Es ist unweigerlich, daß einem trotz der Schwerelosigkeit das Gefühl überkommt zu fallen. Endloses Fallen. Und trotz der unheimlichen Reisegeschwindigkeit scheinen die Sterne regungslos und fest in der Schwärze zu hängen.
Warum haben diese Särge eigentlich Fenster, fragte sich der Mann auf dem Sessel am Steuercomputer. Er saß dort und starrte hinaus ins unendliche Nichts. Viel zu tun hatte er nicht. Momentan wurde das Schiff vom Autopiloten gesteuert. Und schon seit geraumer Zeit ist nichts interessantes passiert. Wie lange er schon hier draußen war, das wußte er nicht. Man verliert einfach das Zeitgefühl hier draußen. Es mögen nur ein paar Tage aber vielleicht auch schon mehrere Wochen gewesen sein, die seit dem Start vergangen sind.
Seine Hände verkrampften sich um das Buch, welches er auf einem Markt in Berlin gekauft hatte. Es war ein richtiges Buch, was schon etwas hieß. Schon lange Zeit war dieses Medium sehr selten geworden. Es stammte aus dem zwanzigsten Jahrhundert und die Seiten waren vergilbt vom Alter und den vielen Händen, durch die es gegangen war.
Sehr weit war er jetzt von der Erde entfernt. Weit weg von Zuhause. Und die Sterne kümmerte sein Schmerz nicht. Sie hingen dort in der Schwärze und existierten vor sich hin, ließen Elemente fusionieren und strahlten in ihren Milliarden von Jahren andauernden Leben Energie in das undankbare, nur Kälte zurückgebende All ab. Unwirtlich und lebensfeindlich war es hier draußen, kaltes, luftleeres, tödliches Nichts.

Alles ist anders und nichts wird wie vorher …

Wenn du nun da hockst und merkst es geht dir irgendwie scheiße, dann erwartest du nicht unbedingt, daß es dir schnell besser geht. Momentan wird es eh nicht schnell gehen. Es wird lange dauern. Es wird dich ficken, verletzen und schlagen. Ihm ist sogar scheißegal, wie es dir dabei geht. Was machst du dagegen? Viel kannst du ja nicht tun. Für deine Gefühle Worte zu finden wird schon schwer genug sein. Leckst du Blut? Dein eignes? Salzig, nicht war? So schmeckt das Leben, wenn es nach Scheiße stinkt.
Laß dich drauf ein, wälz dich darin. Irgendwann mußt du wieder rauskommen. Aber dann wirst du stehen. Auf deinen eigenen verdammten Beinen wirst du stehen. Denk immer daran, daß es nicht schnell geht. Verarbeite es. Vergeß nie die guten Tage und fang an zu leben. Wenn dich das leben mal fickt, dann tut es das ordentlich und läßt nichts aus. Aber mach dir daraus nichts. Es wird immer mal wieder passieren und keiner kann sich davor Retten.
Neuordnung und Systemwiederherstellung. Progress: 2%

Schnittmenge

Tropfen von dunkelroter Färbung. Sie werden etwas größer, bis sie sich in kleine Flüsse verwandeln. Den ersten Schmerz spürt man noch scharf schneidend. Doch auch er flaut ab und es wird zu einem Pulsieren, das sich fast schon angenehm anfühlt. Man schaut sich die älteren Narben an. Mal wieder sind ein paar neue Linien auf der Haut, die sich dazu gesellen. Einige vom letzten mal, tragen noch ihren Schorf. Aber auch er wird bald verschwunden sein und vernarbtes Gewebe zurücklassen.
Mit zitternden Händen wird dann eine Zigarette gedreht, noch mal ein Blick auf die Wunden geworfen. Die Zigarette sieht mehr schlecht als recht aus. Ein bisschen knotig. Aber sie läßt sich rauchen. Sorgen macht man sich in diesem Moment nicht. Später wird es etwas seltsam sein. Die Frage nach dem Warum wird sich stellen und wie immer wird man es nicht wissen, bis zu dem Zeitpunkt, wenn es wieder geschieht. Schlechtes Gewissen macht sich keineswegs breit. Nur weiterer Mißmut und weitere Depression.
Die Gitarrenklänge aus der Anlage sind dumpf, traurig, verzerrt, von schlechter Qualität. Eine Stimme singt schreiend über Krieg, Trauer und Haß.
Erneut wird die Klinge in die Hand genommen. Sie ist nicht groß. Vielleicht ein Zoll lang und etwas über ein halbes breit. Sie ist ziemlich alt. Mit jüngeren Jahren hat man sie schon mal benutzt. Danach aber lange Zeit nicht mehr. Nach kurzer Betrachtung des kleinen Metallstücks, wird es erneut auf der Haut angelegt, mit etwas Druck durchgezogen in einer geraden Linie. Ein zarter rosafarbener Strich entsteht, an dem entlang, wie auf einer Perlenkette aneinandergereiht, kleiner dunkelrote Tröpfchen entstehen.