Die Luft riecht nach ausgelaufenem Benzin und ich hoffe, dass in der Zapfsäule noch ein wenig Sprit drin ist. Sie enttäuscht mich nicht und ich kann den Tank randvoll machen. Ich ziehe meine P7 aus der Tasche und mache mich auf den Weg in das Gebäude. Drinnen liegt der Geruch von Exkrementen und vergammelten Würstchen in der Luft. Ich schnappe mir ein paar Beck's aus dem Kühlfach, nehme mir eine Straßenkarte für Deutschland aus dem Ständer und laufe zur Theke. Plötzlich bekommt mein Kopf einen weiteren Geruch förmlich eingedroschen. Kalte, festgetrocknete Kotze steigt mir in die Nase und ich sehe hinter der Theke eine etwa zwanzigjährige Frau lungern.
„Weisen Sie sich aus.“, höre ich mich sagen. Fuck. Der erste Satz nach etlichen Wochen aus meinem Mund und ich hatte ganz vergessen, wie hoch meine Stimme ist. Irgendwie hatte ich sie tiefer in Erinnerung. „Hey, gute Frau, weisen Sie sich aus.“, wiederhole ich meine Forderung. Sie macht Geräusche, als würde sie vor sich hin wimmern und kratzt mit ihren Fingernägeln ihren Unterarm auf. Ich bin mir nicht sicher, ob sie eine von denen ist. „Wenn Sie keine Auskunft geben, bin ich gezwungen, Ihnen in den Kopf zu schießen.“ Keine Reaktion. Ich laufe langsam um die Theke herum und die Frau schnippt mit ihrem Kopf nach links und rechts, immer wieder. Sie sieht mich nicht, sie kann mich nur hören. Das reicht mir als Beweis. Ich richte die Waffe auf dieses freakige Miststück und mein Finger zittert am Abzug. Sie weiß mittlerweile, wo ich in etwa stehe und robbt auf ihren Knien auf mich zu. Ihre Unterschenkel sind abgenagt, vielleicht von ihr selbst, vielleicht von jemand anderem. Sie wimmert weiter und ist nur noch zwei Meter von mir entfernt. Ich versuche den Abzug zu drücken. Er ist blockiert. Ich drücke fester. Keine Regung. Nicht einmal ein Klicken. Ich halte meine Hand vor den Mund. Diese Schlampe stinkt wie die Hölle. Noch ein Versuch. Die Waffe tut nichts. Als sie etwa einen halben Meter vor mir ist und ihre Arme nach meinem Hosenbein ausstreckt, merke ich, dass ich die Waffe nicht entsichert habe. Ich Idiot. Ich drücke den Hebel Richtung Schlitten und haue meinen rechten Zeigefinger mit aller Kraft gegen den Abzug. Dann fiept es. Ich habe nicht einmal den Schlag der Waffe gehört, aber er muss verdammt laut gewesen sein. Warme Flüssigkeit dringt aus meinem rechten Ohr und ich muss mich zusammenreißen, nicht zu schreien. Das Fiepen lässt allmählich nach. Entweder bin ich nun taub, oder es ist wieder still. Der Freak vor mir jedenfalls ist nicht mehr in der Lage darüber zu urteilen. Rot-gräulicher Matsch fließt zähflüssig von der Wand hinunter und der Alten sickert Blut aus Mund und Nase. Scheinbar Literweise. Ich steige über sie drüber, hoffend, dass sie wirklich tot ist und stopfe alle Zigaretten in einen großen Beutel.
Bei den CD's habe ich Pech. Außer Kuschelrock und die Ärzte sind keine gitarrenlastigen Silberlinge in der Tanke vorzufinden. Ich nehme mir also die Jazz ist anders mit und stiefele zurück zum Auto. Beck's auf, Kippe an und Springerstiefel neu schnüren. Meine Hände zittern, als ich die CD in das Laufwerk schiebe. Zum Glück ertönen die ersten Klänge sanft in meinen Ohren. Wenigstens habe ich meinen Gehörsinn nicht verloren. Als ich tief einatme, merke ich, dass mein Herz stärker, als sonst gegen meine Brust zu schlagen scheint. Vielleicht sollte ich endlich wieder ein paar Vitamine zu mir nehmen. Ich starte den Wagen, dieses Mal läuft er besser, und trete den Weg zurück zu meinem Heimatland an. Thüringen. Hoffentlich bist du nicht genau so wahnsinnig geworden.
Dienstag, 18. Mai 2010
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sehr schön geschrieben mal wieder. verdammt die sleep.mode-reihe wird immer besser :O
AntwortenLöschenNice nice nice, wie immer
AntwortenLöschenWeiter so!
Gruesse Steve
ohja...
AntwortenLöschenmeeeeeeeeeeehhhhr