Sonntag, 7. November 2010

Das Vorbild

Das ständig in verschiedenen Farben und Formen durch die Halle flackernde Licht blendet mich, frisst sich in mein Gehirn und brennt Löcher in ethanolgetränkte Synapsenbündel. Meine Augäpfel vibrieren und außerhalb des Punktes auf den ich mich konzentriere kann ich nur noch verschwommene Muster, Formen und Menschen wahrnehmen. Direkt vor mir tanzt provokativ und aufreizend irgendeine Schlampe in einem kurzem, weißen Rock und wirft mir ihren Duft, ein Gemisch aus billigem Parfüm, Schweiß und ungewaschener Fotze ins Gesicht, bis sie schließlich verschwindet. Mir ist schlecht. Ich versuche aufzustehen und es dauert eine gefühlte Ewigkeit voll absolut würdeloser Versuche bis jemand sich meiner erbarmt, mich hochreißt und in Richtung Tür schleppt. Blicke voller Abscheu und Ekel treffen mich und ich grinse zurück, lachend, einen Speichelfaden am Mundwinkel, als gelte es, irgendwelchen Paparazzi hinter ihren blitzenden Kameras zu einem guten Foto zu verhelfen. Plötzlich schlägt mir feuchte Kälte entgegen, kurz darauf lande ich am Rand eines Gebüsches auf dem nassen, gepflastereten Boden, Regen tränkt binnen Sekunden meine Kleidung, meine verklebten Haare, mein ganzes Ich. Ein Stück Klarheit kehrt zurück und ich stelle fest, dass der Abend vorbei ist. Meine Aufgabe ist getan, sinniere ich in betrunken-zerstörter Art leise vor mich hin, die Menschen haben mich gesehen, sich vor mir geekelt, mich verabscheut, mich ausgestoßen und sich selbst damit gereinigt. Meine Aufgabe ist getan... Jetzt kann ich nach Hause gehen, beruhigt und erleichtert... Ich hangele mich an dem Busch auf die Beine, mache einen wackeligen Schritt und... Irgendetwas schießt durch die rosa Zuckerwatte, die meine Gehirnmasse geworden ist. Ich blinzele. Und wieder zischt es vorbei, diesmal langsamer. Dann fällt es mich wie ein Blitzschlag einen morschen Baum. Ich habe gar kein Zuhause...

2 Kommentare:

  1. Ich lese ja hier schon seit längerem Eure Storys, die ich echt sehr gut finde.

    Und diese ist auch wieder sehr gut geworden. Und ja, dass Ende ist wirklich traurig.

    LG Yvonne

    AntwortenLöschen