Dienstag, 20. Oktober 2009

Schnittmenge

Tropfen von dunkelroter Färbung. Sie werden etwas größer, bis sie sich in kleine Flüsse verwandeln. Den ersten Schmerz spürt man noch scharf schneidend. Doch auch er flaut ab und es wird zu einem Pulsieren, das sich fast schon angenehm anfühlt. Man schaut sich die älteren Narben an. Mal wieder sind ein paar neue Linien auf der Haut, die sich dazu gesellen. Einige vom letzten mal, tragen noch ihren Schorf. Aber auch er wird bald verschwunden sein und vernarbtes Gewebe zurücklassen.
Mit zitternden Händen wird dann eine Zigarette gedreht, noch mal ein Blick auf die Wunden geworfen. Die Zigarette sieht mehr schlecht als recht aus. Ein bisschen knotig. Aber sie läßt sich rauchen. Sorgen macht man sich in diesem Moment nicht. Später wird es etwas seltsam sein. Die Frage nach dem Warum wird sich stellen und wie immer wird man es nicht wissen, bis zu dem Zeitpunkt, wenn es wieder geschieht. Schlechtes Gewissen macht sich keineswegs breit. Nur weiterer Mißmut und weitere Depression.
Die Gitarrenklänge aus der Anlage sind dumpf, traurig, verzerrt, von schlechter Qualität. Eine Stimme singt schreiend über Krieg, Trauer und Haß.
Erneut wird die Klinge in die Hand genommen. Sie ist nicht groß. Vielleicht ein Zoll lang und etwas über ein halbes breit. Sie ist ziemlich alt. Mit jüngeren Jahren hat man sie schon mal benutzt. Danach aber lange Zeit nicht mehr. Nach kurzer Betrachtung des kleinen Metallstücks, wird es erneut auf der Haut angelegt, mit etwas Druck durchgezogen in einer geraden Linie. Ein zarter rosafarbener Strich entsteht, an dem entlang, wie auf einer Perlenkette aneinandergereiht, kleiner dunkelrote Tröpfchen entstehen.

1 Kommentar:

  1. :-( Wenn ich das lese geht mir ein Gruseln durch den ganzen Körper. :-(

    Aber trotzdem super gut geschrieben! :-)

    LG Yvonne

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