Dienstag, 20. Oktober 2009

Schwarz I

Finsterste, schwärzeste, tiefste Dunkelheit erstreckt sich in alle Richtungen, gespickt von kleinen leuchtenden Punkten - Sterne. Wenn man hineinblickt, dann verliert man sich. Es ist unweigerlich, daß einem trotz der Schwerelosigkeit das Gefühl überkommt zu fallen. Endloses Fallen. Und trotz der unheimlichen Reisegeschwindigkeit scheinen die Sterne regungslos und fest in der Schwärze zu hängen.
Warum haben diese Särge eigentlich Fenster, fragte sich der Mann auf dem Sessel am Steuercomputer. Er saß dort und starrte hinaus ins unendliche Nichts. Viel zu tun hatte er nicht. Momentan wurde das Schiff vom Autopiloten gesteuert. Und schon seit geraumer Zeit ist nichts interessantes passiert. Wie lange er schon hier draußen war, das wußte er nicht. Man verliert einfach das Zeitgefühl hier draußen. Es mögen nur ein paar Tage aber vielleicht auch schon mehrere Wochen gewesen sein, die seit dem Start vergangen sind.
Seine Hände verkrampften sich um das Buch, welches er auf einem Markt in Berlin gekauft hatte. Es war ein richtiges Buch, was schon etwas hieß. Schon lange Zeit war dieses Medium sehr selten geworden. Es stammte aus dem zwanzigsten Jahrhundert und die Seiten waren vergilbt vom Alter und den vielen Händen, durch die es gegangen war.
Sehr weit war er jetzt von der Erde entfernt. Weit weg von Zuhause. Und die Sterne kümmerte sein Schmerz nicht. Sie hingen dort in der Schwärze und existierten vor sich hin, ließen Elemente fusionieren und strahlten in ihren Milliarden von Jahren andauernden Leben Energie in das undankbare, nur Kälte zurückgebende All ab. Unwirtlich und lebensfeindlich war es hier draußen, kaltes, luftleeres, tödliches Nichts.

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