Montag, 8. August 2011

Verregnet

„Laut den örtlichen Behörden von Tuba City, Arizona gab es bei dem Brand in dem Highway-Restaurant keine Überlebenden.“ – Die Nachrichtensprecherin schaute kurz auf ihre Notizen. – „Es wird vermutet, daß der Brand von den zur Zeit meistgesuchten Verbrechern der Vereinig- ...“ An dieser Stelle schaltete ich das TV-Gerät ab und streckte mich auf der Couch. Die Chipstüte am Fußende fiel raschelnd und knisternd herunter, verstreute ihren Inhalt auf dem Fußboden. Ein kurzer Anflug von Ärger, den ich jedoch sofort wegdrückte, überkam mich. Ich stand auf und räumte das Gröbste weg. Dann beseitigte ich den Rest.
Es regnete eigentlich schon den ganzen Tag und dabei wollten Liz und ich uns eigentlich mit Tripp, Pete und Frank treffen. Ich schaute auf mein Mobiltelephon und legte es wieder fort. Ich gähnte und streckte mich wieder, rieb mir die Augen mit den Fäusten. Während ich so da saß packte mich immer mehr Langeweile. Am liebsten hätte ich mich wieder ins Bett gelegt, aber das wurde komplett von Liz beansprucht und sie mochte es gar nicht geweckt zu werden, also ließ ich sie schlafen. Ich rollte mir fix eine Zigarette und begab mich auf den Balkon um sie zu rauchen. Ich trat durch die Tür hinaus und sogleich trafen mich kleinste Tropfen feuchten Nieselregens. Das störte mich aber nicht. Ich kramte in meiner linken Hosentasche und dann in der rechten, nur um schlußendlich in meiner Sweaterjacke ein Feuerzeug zu finden. Unglaubliche Verpeiltheit. Ich zündete die Zigarette an und tat den ersten Zug. Bittersüßer Rauch quoll meinen Rachen hinab und füllte meine Lungen. Kurz hielt ich ihn ein und stieß ihn dann wieder aus. Der leichte Wind trug die Rauchwolke fort und der Regen zerstieß sie; bis sie nicht mehr erkennbar war vor dem Hintergrund des Grauen Himmels.
Etwas strich über meinen Rücken. Ich drehte mich um.
„Hey Süßer.“ säuselte Liz und lächelte mich verschlafen an.
Sie kam langsam auf mich zu lehnte sich an mich und bewegte meine Zigarettenhand zu ihrem Mund um selbst einen Zug von der Zigarette zu tun. Sie genoß es richtig.
„Hast du gut geschlafen?“
„Hervorragend!“
„Wunderbar.“
Ich streichelte durch ihr Haar und roch daran. Sie trug ein Aroma an sich, das mich dahinschmelzen ließ.
„Was ist mit dem Treffen heute?“ fragte sie leise.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich absagen und wir schauen einfach einen Film oder machen irgendwas anderes drinnen … das Wetter kotzt mich sowas von an heute.“
„Ach Quatsch, Wolfi! Wir machen das. Laß dir nicht vom Wetter die Laune nehmen.“ antwortete sie viel wacher, als sie eben noch war.
„Na gut.“ sagte ich lächelnd.
Sie drehte sich um, wackelte einmal kurz mit ihrem teuflisch heißen Hintern und ging wieder in das innere der Wohnung. Ich konnte mir ein gigantisches Grinsen nicht verkneifen. Das war immer so, wenn sie das tat.
Als ich aufgeraucht hatte ging ich ebenfalls wieder hinein. Vor dem CD-Regal blieb ich stehen und nahm blind eine hinaus. Eine halbe Minute später ertönte Carry On Wayward Son von Kansas durch die Wohnung und hob meine Stimmung noch einmal erheblich.

2 Kommentare:

  1. Hehe, schön geschrieben :) Was ich vor allem auch ziemlich interessant und clever finde, ist die Sache mit dem Highway-Restaurant. In deinen Geschichten (und auch in denen von Herr Vegas und Das Chris) tauchen immer mal wieder so kleine Anspielungen auf andere Serien aus dem FdE auf, was das alles irgendwie zu einem großen Ganzen werden lässt, obwohl es sich prinzipiell um verschiedene Geschichten handelt :) Ich freu mich immer über solche Passagen :D

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  2. Teilweise erinnern mich die Geschichten an 1Q84...

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