Samstag, 16. Januar 2010

Wintermorgen im Januar, ca. 9:00 Uhr

Schmerz, nicht zu orten, durchfährt meinen Körper und reißt ihn aus den wenigen Stunden traumlosen Schlaf, den ich ihm gönnte. Ich merke, das er von meinem Fuß kommt und trete nach dem Katzenvieh, welches wohl irgendetwas gegen meinen Fuß oder meine Socken haben musste. Ich liege auf zusammen geschobenen Couch-Kissen und merke überdruck in Magen, Darm und Blase. Schlechtes Omen. Als ich mich rumdrehe, finde ich eine weibliche Person mit dunkelblonden Haaren neben mir wieder. "Fuck, wer is'n das?", höre ich mein arbeitendes Erinnerungsvermögen fluchen aber die Antwort wird wohl erst einmal im Dunkeln bleiben. Unweit von mir entfernt schlägt eine Tür auf und ein Mädchen mit roten Haaren schlurft, umhüllt mit den Worten "Nie wieder Alkohol..." durch das Zimmer und setzt sich auf die Couch, um sich eine Soap anzusehen. Wer sind bloß alle diese Leute? Ich weiß, das ich gestern auf eine Party ging, schön. Aber irgendwer muss mir was in die Drinks gemischt haben. Nein, suche die Schuld nicht bei irgendwem anders, das hast du alles dir selbst zuzuschreiben. Als ich einen Blick auf die Uhrzeit werfen möchte, fällt mir auf, das mein Handy verschollen ist. Irgend eine böse Macht muss es gegessen haben. "Wie spät is'n das?", höre ich mich selbst sagen, ohne wirklich zu realisieren, dass die Frage wirklich von mir kam. "Um neun rum.", meint das Couchmädchen und schaut weiter ihre Soap. Das Kissenmädchen zu meiner linken ist mir immernoch unerklärlich, doch wenigstens weiß ich wo ich bin, wie spät es ist und... "Tracs?"
"Wer?"
"Tracs, mein Mitbewohner. Is' der hier irgendwo?"
"Was weiß ich, bin gerade erst aufgestanden."
Ich richte mich auf, decke meine vermeintliche Schlafpartnerin mit meinem Mantel und einem Kuss auf die Stirn zu und gehe erst einmal ins Bad.
Dort kippe ich das Bier, welches auf den Spülkasten steht, in die Toilette und gebe meinen Mageninhalt als Bonus dazu. Ich brauche eine Zigarette. Schnellstmöglich. Ich stiefele zurück ins Wohnzimmer, drehe mir eine vom Tabak, der auf dem Tisch liegt und zünde sie mir an. Die Tür öffnet sich.
"Hey, du Idiot, was machst du da?! Hier drinnen wird nicht geraucht!"
Das scheint wohl die angepisste Besitzerin der Wohnung zu sein. In diesem Moment ertönt eine mir bekannte Stimme jenseits des Türrahmens: "Keine Sorge, Große. Der is' verpeilt. Der wird keinen Stress machen."
"Tracs?"
"Was'n?"
"Alter wo warst du?"
Er kommt durch den Türrahmen, lediglich in seiner Buchse bekleidet und umarmt die nun weniger angefressene Besetzerin/Besitzerin von hinten. "Das is' Alex. Alex, das is' soma. mein Mitbewohner und bester Freund." Ich mache eine begrüßende Gestik und widme mich wieder meiner Zigarette. Die beiden fangen an sich zu küssen und ich öffne mir ein Bier gegen den Kater. Alex verlässt das Zimmer und tracs gesellt sich zu meinem Tisch.
"Heiße Tussi, hm?"
"Alter wie war die Party gestern?"
"Soma, du warst dabei."
"Mein Kopf sagt mir da was anderes..."
"Also pass auf, jetzt bekommste ein Review. Du hast dich mit Wodka Energy sowas von umgeschossen und nebenbei 'ne Menge Bier konsumiert. Danach hast du mit Franzi geflirtet das is' diese minderjährige Schönheit da hinten an der Heizung. Die hat sich aber dann von Basti knallen lassen, der Kerl dort hinten in der Küche. Als du dann fast etwas mit Jenny angefangen hast, das ist die süße Schnitte dort auf der Couch, die Soaps schaut, kam allerdings deine namenlose angebetete in das Zimmer und du hast wie von Armor ermeuchelt die kleine klar gemacht. Ich habe mich auf Alex fixiert. Die anderen waren nicht so mein Fall, das ist alles. So gegen halb fünf schriebst du mir 'ne SMS mit dem Inhalt 'Schüchternes, kleines Mädel. Aber agile Finger.' Ich wusste somit, das es dir gut geht und hab mich dann zu Alex in das Bett gelegt. Halb neun bin ich aufgestanden und hab für die Crew hier Kaffee gemacht. Willst du auch welchen? Ist noch was da."
Meine Erinnerung flüstert nur: "Kann sein, ich war nicht dabei." und somit nehme ich ihm das einfach ab. Ich trinke etwas von dem Kaffee, den tracs gemacht hatte und stehe mit ihm kurz darauf an der Bushaltestelle.
"Du soma?"
"Ja?"
"Darf ich dich mal was fragen?"
"Klar, immer her damit."
"Hast du die kleine namenlose wirklich geknallt? Und stand die echt darauf, dass du ihr die ganze Zeit an den Haaren ziehst?"
"Keine Ahnung, kann sein."
"Fuck, Dude an deiner Stelle hätt ich mir ihre Handynummer geben lassen."
"Wie denn? Mein Handy ist verschollen und es gibt keine Spur davon."
Tracs lächelt, greift in seine Tasche und frumelt mein Mobiltelefon heraus. Ich frage ihn garnicht erst, wie er zu dem Teil kam. Wir treten unsere Zigaretten aus, setzen uns in den Bus und fahren in die Stadt zum Frühstücken. Währenddessen drehe ich mir eine Zigarette. Agile Finger. Ich lache und schalte auf meinem MP3-Player um auf Muse.

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