Freitag, 8. Januar 2010

Sleep.Mode I - Berlin brennt

Ich nehme einen halbherzigen Schluck aus der 0,5-Liter Bierflasche Marke Hasseröder und sonne mich aphatisch im Feuer des vor mir stehenden Neubaublocks. Um mich herum sind weiterhin meine Freunde und Mistreiter enthusiastisch dabei Molotow-Cocktails in das ohnehin schon brennende Gebäude zu schmeißen und den nach draußen kommenden Mob mit Brechstangen und Kopfsteinen die Köpfe einzuschlagen. Blut klebt an Haut, Klinge kratzt an Fleisch, Auge um Auge, Wahn um Wahn. Der Moment für mich scheint auf niedrigste Stufe heruntergedimmt. Als hätte man die schreienden Münder meines Umfeldes bis zum Erbrechen mit Watte vollgestopft. Ich schüttele eine Hand von meiner Schulter, drehe mich herum und ramme der hinter mir stehenden Person den Flaschenhals in den Rachen. Meine Mitstreiter und ich haben das Abkommen, das während der Einsätze keiner von uns berührt wird, damit wir schnellstmöglich auf eventuelle Angriffe reagieren können. Derjenige, der sich nicht daran hält, ist eben ein toter Mann. Nachdem ich das Nasenbein meines Gegenübers mit gleichmäßigen Tritten in den Asphalt einmassiert habe, öffne ich meinen Rucksack und baue mir selbst einen weiteren Cocktail. Ich verfehle mein Ziel nicht und die Brandbombe rauscht mit guter Geschwindigkeit in ein Wohnzimmer im zweiten Stockwerk. In den letzten Tagen sind wir weniger geworden und wir können nur Nachts kämpfen, da Tagsüber diese stumpfsinnigen Idioten Ruhe geben und wir in Frieden schlafen können. Neben mir geht ein Mitstreiter durch den Angriff von irgend so einem Arschloch zu Boden. Er hat verloren.

Die Ärzte sagen, dass sie kein Gegenmittel bisher gefunden haben. Wir sollen ruhig bleiben und uns in unseren Wohnungen verschanzen und auch keine Verwandten oder Bekannten reinlassen. Aber was wissen die schon.

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