Sonntag, 22. Mai 2011

Amphetamin 1

Sind wir denn nicht alle nur so etwas wie diese eigenartigen Hüllen, welche um die Zigarren sind, um sie aufzubewahren? Um irgendetwas in uns frisch zu halten, das es nicht verfällt? Wir klammern uns an den Gedanken, das der Inhalt so lang wie möglich erhalten bleibt, jedoch sind wir, wie eben schon erwähnt, die rostende Hülle und das Klammern und Krebsen bringt gar nichts, denn die Verpackung verfällt und wird dann irgendwann von der Tabakwarenhändlerin weggeworfen.

Als ich meinen Kopf aus dem heruntergelassenen Fenster strecke, um einen Atemzug dieser Nachtluft zu inhalieren, tropfen mir die ersten, sporadisch fallenden Regentropfen dieses angebrochenen und angekotzten Morgens auf die Stirn und scheinen direkt auf meinem Gesicht zu versieden. Überhitzt, übernachtet, überlebt, einfach nur überallest. Ich drücke mit einer fast schon paranoiden Agression den Fensterheber und die Scheibe fährt mit der Gemütsruhe eines Rentners nach oben. In mir brodeln die letzten Spuren der vergangenen Nacht, mein Magen weist ein, durch zu viel Druckbetankung resultierendes Völlegefühl vor und in meinem Gaumen hat sich ein nicht wegspülbarer Restgeschmack des Speeds breitgemacht. Ich beuge, einer Kotzbewegung ähnlich, meinen Oberkörper in Richtung Fußraum und suche in meinem Rucksack nach der einen verbleibenden Flasche Bier. Die Gelenke meines rechten Mittelfingers bluten, da ich den ganzen Abend die Flaschen mit dem dort befindlichen Ring öffnete. So auch jetzt. Der herbe Geschmack dieses Gesöffs komplettiert den Ekel in meinem Mundraum, dennoch behalte ich die überteuerten Getränke inne.

Wer zur Hölle spielt in diesem Moment Passenger von den Deftones? Wieso macht der Fahrer so etwas? Und allgemein, warum schweigt er? Und die wichtigste aller Fragen: warum hab ich sie heute Nacht gehen gelassen?

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