Donnerstag, 19. Mai 2011

toilet story IV

Ein weiteres Stück Salat fällt aus dem Döner in den Schoß des Fahrers, wo sich inzwischen so viel Grünzeug sammelt, dass ein geschickter Dönermann bestimmt einen vegetarischen Kinderdöner daraus zaubern könnte. Dann noch eine Tomatenscheibe und ein kleines Salatschnipselchen nebst einem Klecks Soße.

Jeglicher Versuch, Frank und Pete davon abzubringen, sich auf der Rückbank in spielerischer Zankerei und Balgerei zu verausgaben und dabei ständig an die vorderen Sitze zu stoßen war bisher gescheitert, was zusammen mit der Schwierigkeit, einen Döner mit nur einer Hand zu verspeisen wohl zu dem nicht mehr wirklich ansehnlichen Erscheinungsbild der blauen Jeans geführt hat.

Sichtlich entnervt lässt der Fahrer den Van auf einen Parkplatz rollen. Graues Klohaus, ein paar Steintische und -bänke, ein typischer Ort für die kleine Tüte zwischendurch. Die Hände halb nach dem Handschuhfach ausgestreckt fallen mir die großen, in schwarzer Farbe daraufgemalten Buchstaben auf. Auf jeder Hand ein X. Die unmissverständliche Erinnerung an die heute früh getroffene Vereinbarung.

Irgendjemand meinte mal, es gebe wohl kaum eine Stilrichtung, die in ihrer Bedeutungslosigkeit mit dem Straight Edge vergleichbar sei. Aber worin die Legitimation dieser Strömung in der amerikanischen Jugendkultur lag, wussten wir sehr genau. Wir hatten übertrieben, glücklich darüber, endlich nicht mehr dem Einfluss irgendwelcher Pillen unterworfen zu sein, und außerdem hocherfreut, dass wir uns der tschechischen Grenze langsam aber sicher näherten. Wir hatten übertrieben. Saumäßig. Und nachdem wir alle mehrmals unseren Magen- und Darminhalt wenig anmutig dem Gebüsch anvertraut hatten, wollten wir verständlicherweise einen derart unerquicklichen Über-Trip demnächst tunlichst vermeiden.
Also Straight Edge.
Bis zur Stadtgrenze.
Von Prag.

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