Montag, 21. Juni 2010

So richtig arschfickmäßig ins Abstellgleis

Vor langer Zeit sagte mal irgendjemand zu mir: "Wenn du dein Leben so richtig arschfickmäßig ins Abstellgleis rasen lassen willst, dann besorg dir einfach ein bisschen Heroin und 'ne Spritze, der Rest passiert von allein..." Ob die Worte tatsächlich genau diese waren, kann ich nicht sagen, einzig die Grundaussage und die Formulierung "arschfickmäßig ins Abstellgleis" wurden noch nicht von der braunen Knusperhexe in meinem Lebkuchenkopf verbrannt. Der Name dieses so merkwürdig der Welt entrückt wirkenden Individuums, das mir, meine jugendliche Schwäche ausnutzend, einen diabolischen Ratschlag gab, ist mir irgendwo auf dem Weg verlorengegangen, ebenso wie sein Gesicht, deshalb male ich ihn so wie ich ihn mir vorstelle an die Außenwände der U-Bahn auf dem Abstellgleis; ein Dämon, getarnt als gute Fee, und nur der Ziegenhuf und die winzigen Hörner auf der Stirn verraten ihn. "Ein Kind kennt doch keine Dämonen..." Ein Schriftzug, den ich bereits in vielen Nächten im Rausch und kurz vor dem wohligen Einschlafen auf dem Schotter auf Züge geschmiert habe, stets neben eine Dämonen-Fee.

Vor nicht ganz so langer Zeit sagte mal irgendjemand zu mir: "Ich liebe dich." Aber ich war so sehr mit meinem Rausch beschäftigt, dass ich den Namen dieser Person schon lange vergessen habe. Auch hier kein Gesicht vor meinem inneren Auge, ich weiß nur dass sie weinte, aber ich schätze diese Frau könnte jetzt weinend vor mir sitzen und ich würde sie nicht erkennen. Also male ich sie so, wie ich sie mir vorstelle, wunderschön, mit einer Träne auf der Wange und leicht verlaufener Schminke. Darunter die Worte: "Ich liebe dich auch."

Gerade jetzt sitze ich im Schneidersitz neben dem Abstellgleis. Scheiße, ich war jung, unerfahren, ein bisschen dumm wohl auch. Aber vor allem verzweifelt. Die Verzweiflung verflog mit dem ersten Schuss. Aber jetzt gibt es keine Steigerung mehr für das was ich fühle. Es ist nicht mehr der feste Knoten in der Brust, nicht mehr der stechende Schmerz oder das dumpfe Taubheitsgefühl, es ist etwas, das Worte nicht mehr beschreiben können. So sitze ich hier also, die golden angemalte Spritze neben mir und sehe das Licht aus der Ferne auf mich zukommen. Ein Zug? Falls ja, dann rast er so richtig arschfickmäßig in mein Abstellgleis.

6 Kommentare:

  1. Ich hasse Heroingeschichten. Die sind nie gut, wie sehr man es auch versucht.

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  2. Ich für meinen Teil steh total auf den Text.
    Er ist sehr anders als das, was du sonst so schreibst.
    Karo mag ihn auch und das ist ein verdammt großes Kompliment.

    Gerne mehr, aber das weißt du ja^^

    Liebe Grüße,
    Ray

    (das blöde Ding will mich meinen Namen nicht eintragen lassen...)

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  3. @Ray:
    Klappt die Option Name/URL bei dir nicht?

    Beste Grüße, Herr /root

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  4. An dem Tag hat sich die ganze Sache gegen mich verschworen und dreist einen auf:"Computer sagt nein..." gemacht
    Heute klappts irgendwie

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  5. Hey Chris, schön wieder was abgefucktes von Dir zu lesen.
    Dennoch wäre ich sehr erfreut über den letzten Teil des A.D:X-Prologes

    grüße: Herr Vegas

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  6. Ich mag es sehr sehr gern.
    Und ich mag auch Heroingeschichten.
    Danke dafür.

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