Mittwoch, 9. November 2011

Amphetamin II

"Naja, nachdem er sich halt vollgeschissen hatte, meinte er nur noch flennend zu uns, wie schwer es doch sei ein Einzelkind zu sein. Er habe aus Rebellion bereits angefangen sein Zimmer partiell anzuzünden und, warte mal..." Sega legte sich eine weiter Bahn zurecht und sog sie durch sein linkes Nasenloch in die Tiefen seines Körpers, als würde einfach alles an und in ihm aus einem organischen Staubsauger bestehen. Nachdem die Bahn weg war, atmete er noch einmal tief ein, damit auch nichts aus der Nase fiel und während eine Träne aus seinem linken Auge, welches direkt über dem Speed-Staubsauger saß lief, beendete er den Satz: "...naja und dann ist er mit 'nem Cutter-Messer auf sein Mobiliar und so weiter losgegangen. Letzten Endes hat er drei Löcher in sein Plüsch-Pikachu geschnitten und das penetriert er jetzt regelmäßig." Lucy sah auf: "Kann ich bezeugen man, das Teil is' knüppelhart, ist kaum noch als Plüschtier zu erkennen."
Ich nahm die von Sega vorgelegte Bahn dankend an und etwa zwei Minuten später lief mir ein ekelhaft bitterer Geschmack den Rachen hinunter. Ich schaute auf die Uhr. 10:30. Verdammt, seit 36 Stunden nicht geschlafen und das Bedürfnis nach einem Bett schwand bei jedem Nachlegen und verzog sich zurück in eine dunkle, mit minimal dekorierte Ecke.
"Ich müsste mal molchen.", quoll es mir aus dem Mund.
"Na da hinten links is' die Toilette. Weißt du doch."
"Jaman, aber Mikel hängt da schon seit 'ner Stunde und kotzt permanent."
Da sieht man es ein weiteres Mal. Gras und Alkohol bringen dich zum Kotzen, alsbald du nur eine Gräte bewegst. Amphetamine hingegen...
"Ach dann piss' halt in's Waschbecken."
Ich nahm seine Aussage wahr, legte sie jedoch in meinem Unterbewusstsein ab. Noch könnte ich warten. Später würde ich vielleicht darauf zurückgreifen.
Stattdessen stand ich auf und schleppte mich, Selbstgespräche führend in Richtung Toilette.
Klopfen.
"Ey Mikel."
Von der anderen Seite der Tür hörte man ein leises Röcheln.
"Ich komm jetzt rein man."
Ich öffnete die Tür und sah meine Kumpanen mit dem Kopf in der Kloschüssel, wild kotzend.
Zurück in's Wohnzimmer.
"Lasst den mal umlagern oder so."
Danach ging alles ganz schnell. Zwei Typen liefen gen Toilette, verfrachteten Mikel's Kopf in einen Eimer und schleppten ihn in ein separates Zimmer, wo er neben des Kotzens noch ein wenig schlafen konnte.
Ich spülte, bevor ich pisste, pisste, schaute mir mein Urin an, empfand es als leuchtend, strahlend, spülte noch einmal, wusch mir Hände und Gesicht und dann war ich wieder im Wohnzimmer.
Sega zockte FIFA2012 auf seiner XBOX und Lucy chillte im Sessel rum. Die beiden Typen, welche eben noch Mikel in das andere Zimmer verfrachteten, standen nun auf dem Balkon und unterhielten sich über Liedermacher. Die Stimmung war an sich sehr entspannt, bis Lucy das Schweigen brach.
"Ey Soma?"
"Hm?"
"Ich bin untersext."
"Dito. Lass uns zusammen tun, um dieses Problem zu beheben."
Lucy sah zwar schon ziemlich verbraucht aus, speckige Haare, Augenringe ohne Ende und dünne Zahnhälse und wahrscheinlich würde sie ohne Gleitcreme nicht einmal mehr feucht werden, aber der Trieb siegte und ich verzog mich mit ihr in Sega's Zimmer.

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