Mittwoch, 17. März 2010

Herzklappenaspirincocktail

"Wow, letztens hab' ich ne Alte im Treppenhaus gefickt, die hat die ganze Zeit so kryptischen Mist gelabert.", sagt Locke und drückt seine Pall Mall Rot auf dem halb aufgegessenen Cheeseburger aus, der auf dem Tisch zwischen Disco-Flyern und Porno-Magazinen liegt.
"Meinst'n damit?", antwortet Thomas, der sich noch vor fünf Minuten an dem Waschbecken festklammerte und verkrampft zu kotzen versuchte, es ihm allerdings nicht gelang. Gestandene Männer schlucken ihre Kotze wieder herunter, selbst wenn sie es nicht wollen.
"Naja sie meinte, sie hätte mal ihre Katze komplett rasiert und die Haare geraucht in der Hoffnung, dass es irgendwie high macht." Wir alle sind schon ziemlich vom Gras zugedröhnt und das Bier trägt dazu bei, dass der Körper seit einer halben Stunde kribbelt, als hätte man stetig einen Kreislaufzusammenbruch. Alkohol und Gras ist meiner Meinung nach das Schlimmste, was sich ein gut in die Gesellschaft integrierter, politisch korrekter Minikiffer antun kann.
"Und, schlugs an?", frage ich.
"Nich wirklich."
"Manchmal denke ich darüber nach mir einen Schlauch in den Arsch zu stecken und dann meine eigene Scheiße recyclingmäßig wieder zu mir zu nehmen. Ich möchte ein Cyborg sein. Mir in Wodka aufgelöstes Aspirin in die Herzklappen spritzen, damit alles betäubt und ich wie beim Zauberer von Oz als Blechmann rumrenne, mit meinem verdammten Schlauch im Arsch und irgendwelche bösen Hexen zerstöre."
"Kannst du dir nicht normale Superhelden in deiner zugekifften Birne zusammensuchen, Thomas? Das ja eklig.", meine ich.
"Wieso?", fragt Locke: "Bist du von dem Jungen andere Sachen gewohnt? Kannst du dich noch daran erinnern, als er drei Tage vor Muttertag in eine Klinik gehen wollte, in der sie Schwangerschaftsabbrüche machen und den Arzt nach dem Mutterkuchen fragen wollte weil das wie ein Kuchen für seine Mutter am Muttertag klingt?"
"Ich fand die Idee gut.", sagt Thomas und blättert in der Februar-Ausgabe der "ÖKN".
Dicke, unrasierte Frauen räkeln sich auf einem mit rotem Satin überzogenen Bett, während sich der Glazkopf am Bildrand eine Salatgurke in den Arsch schiebt. Seite 24.
"Nachgeburten sollen nahrhaft sein, hab' ich mal gelesen.", sagt Locke: "Vielleicht fährt deine Mum ja auf den Scheiß ab."
"Meine Mutter ist tot."
"Ich weiß. Kannst ihr das Ding ja aufn Grabstein klatschen."
"Ich hasse dich."
"Und ich hasse dich auch, Thomas."
"Und ich hasse euch alle beide. Wichser."
Und so sitzen wir im Zimmer 109 des Internats.
Und stopfen noch ein wenig Gras in die Acrylbong und kiffen auf verlorene Tage.
Und trinken Hasseröder Premium Pils und saufen auf tote Eltern und Nachgeburten von Rindern.
Und hassen uns.

2 Kommentare:

  1. Irgendwie erhascht mich bei jedem deiner neuen Texte hier son Déjà-vu-Erlebnis...

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  2. Hey, du hast ja wirklich ne neue Story hoch gestellt. cool!
    Und hey, lustiges Internatleben. Aber zumindest das Lesen ist unterhaltsam. Und so ekelhaft Thomas´ Cyborg-Blechmann was auch immer Held klingt - ist mal was originelleres als die ewig gleichen Superhelden, auf die eh keiner mehr Bock hat.

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