Dienstag, 14. September 2010

Eine wundervolle Nachgeburt namens Liebe

"Sowas nennt man die Magic Wall.", sagte da Herr Jonas und kotzte unmittelbar danach seinem Partner auf die Schuhe. "Der schmale Grat. Und Sie sind gerade den Abhang heruntergestürzt.", antwortete Herr Meier und reichte Herrn Jonas ein Taschentuch: "In der Liebe ist das normal.
Liebe, Liebe, was soll das eigentlich sein?, dachte sich Herr Jonas und würgte einen weiteren Schwall aus seiner Magengegend. Dieses Mal auf das Kopfsteinpflaster. "Liebe eben, werter Herr.", sagte Meier, als hätte er die Gedanken von Herrn Jonas aufgeschnappt: "Liebe ist so eine eigenartige Sache. Versetzen Sie sich mal in folgende Situation. Sie lernen da so ein Mädchen kennen. Sie verstehen sich gut mit ihr. Richtig gute Freundschaft. Gehen wir dann des weiteren von der Situation aus, das Sie sich in diese Dame verlieben. Sie also, sehr geehrter Herr Vorgesetzter hoffen, dass es auf Gegenseitigkeit beruht. Wie es das Schicksal so will, tut es das auch. Sie kommen also mit dieser Dame zusammen. Können Sie sich bis hier hin in diesen Moment hinein versetzen?"
Herr Jonas nickte, der hält mich wohl für debil, dachte er und wischte sich den Mund ab.
"Nundenn.", fuhr Meier fort: "Sie kommen sich näher, geben sich Nähe, schlafen sogar miteinander. Sie sind dann, wie man es eben so sagt, mit dieser Person 'zusammen'. Sie sind immer noch verliebt, natürlich sind sie das, denn die Dame ist so verständnissvoll. Sie erzählen sich alles, denn es besteht Vertrauen. Ein Starkes. Dann jedoch, nach etwa neun bis zwölf Monaten - das kommt ganz auf die Beziehungsintensität an - verschwindet für Sie das Gefühl. Was bleibt, werden Sie sich nun fragen, werter Herr Jonas. Es ist so etwas wie beste Freundschaft mit routiniertem Körperkontakt. Das Verliebtsein ist die höchste Ebene der Beziehung. Deswegen ist Liebe ein ganz dünner Grat, den man nur seltenst erwischt. Bleiben Sie lieber am Hang stehen, werter Herr."
Von dem Gespräch wird mir ganz duselig, dachte sich Jonas und öffnete die Dose mit den Sonnenblumenkernen. "Von dem Gespräch wird mir ganz duselig." - "Nein, das ist das Ecstasy.", sagte da Herr Meier und widmete sich wieder dem Kadaver seiner Ex-Freundin.

2 Kommentare:

  1. Hmm... was zum drüber nachdenken ;) Mir gefällt die Art sehr, wie du diese Geschichte geschrieben hast :) "Skurrile Lebensanalyse" möcht' ich's denn nun fast beschreiben ;) Sehr gerne mehr davon!

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