Donnerstag, 30. September 2010

Tag Eins

"FUCK!" Der Schrei hatte mich aus dem Schlaf gerissen, auf der anderen Seite des Zeltes saß auch Max aufrecht in seinem Schlafsack und starrte in die Dunkelheit. Ich riss den Reißverschluss des Eingangs auf und fiel hektisch und noch immer fast blind, aber mit rasendem Puls aus dem Zelt. Ein leichter Nebel hing über der dunklen Szene, es war vermutlich etwa vier oder halb fünf Uhr morgens, die einzige Lichtquelle waren die noch glimmenden Holzscheite in der stählernen Feuerschale und in ihrem Licht sah ich verschwommen und schattenhaft zwei Gestalten miteinander ringen. Zwei Meter vor mir stürzte auch Tod aus dem Zelt, mit seinem riesigen Messer in der Hand, konnte aber offenbar auch nichts sehen. Als meine Augen sich an die Lichtverhältnisse und an den Nebel gewöhnt hatten, war der Kampf am Rand des Dachs bereits vorbei und Wach kniete über einem vielleicht 18 oder 19 Jahre alten Mädchen, hielt ihre Arme einfach mit einer Hand fest und winkte uns mit der anderen herbei.
Das Mädchen wehrte sich nicht und Wach ließ sie los. Sie kroch ein Stück von ihm weg und Tod setzte sich ihr in perfekter Psychopathen-Manier im Schneidersitz gegenüber, spielte mit seiner Klinge und starrte ihr ins Gesicht.
"Die hat mich tierisch erschreckt, tut mir leid dass ich euch geweckt hab." keuchte Wach. "Ich musste pissen und als ich grad am Abklopfen war, ist auf einmal die Kleine da auf der Leiter aufgetaucht."
"Wurdest du gebissen?", fragte ich sie, sie schüttelte stumm und verängstigt den Kopf und wandte den Blick schnell wieder Tod zu. Max hatte sich inzwischen auch aus dem Zelt gewunden und sogar die Zeit gefunden, sich seine Jeans anzuziehen. Jetzt tippte er Tod von hinten auf die Schulter und machte eine Kopfbewegung, die soviel sagte wie: "Is' gut jetz', mach dem Mädel nich' noch mehr Angst."
"Bist du sicher, dass du nicht gebissen wurdest?", fragte jetzt auch Wach noch einmal nach. Sie schüttelte wieder nur unsicher den Kopf. Wach seufzte und schaute uns der Reihe nach an, dann wieder das Mädchen und sagte: "Zieh dich aus." Sie starrte ungläubig. "Wir müssen uns sicher sein, dass diese kleinen Scheißviecher dich nicht gebissen haben", erklärte er, "und außerdem: Wir sind vier, du bist alleine, wir müssten nicht fragen, sieh es als Geste der Anständigkeit dass wir's tun." Offenbar sah sie das auch ein...

Es ist jetzt also Tag eins nach der nächtlichen Erweiterung unserer Truppe um ein 18 oder 19 Jahre altes Mädchen namens Katie. Lange überlegt haben wir nicht, sie ist clean, vergleichsweise gefasst und außerdem recht hübsch. Es regnet aus allen Wolken, sodass wir uns entschieden haben, heute nicht auf Futtersuche zu gehen und stattdessen Katie so auszustatten und einzurichten, dass sie uns keine Last ist, sondern vielmehr ein wertvolles Mitglied der Gruppe. So stellt sich auch endlich heraus, dass unsere gesammelten Materialien durchaus ihren Zweck finden. Sie wird in unserem bisherigen Vorratszelt schlafen, das bringt einige Umräumarbeiten mit sich, die wir noch nicht vollständig abgeschlossen haben, aber bis die Sonne untergeht werden noch ein paar Stunden vergehen. Tod steht schon ungeduldig vor mir, ich sollte mich also wohl lieber wieder an die Arbeit machen...

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