Montag, 6. September 2010

Zurück zum Thema I - Prolog

Der Schlag auf den Hinterkopf kommt plötzlich. Ich war nicht darauf vorbereitet. Wie auch? Bisher war ich in einem Ohnmachtszustand, hervorgerufen durch Rohypnol höchstwahrscheinlich. Um meinen Körper rotiert ein, mir unbekannter Mensch und wickelt Angelschnur um mich und ein Objekt, welches er versucht auf meinen Rücken zu binden oder so etwas. Keine Ahnung. Meine Hände, ebenfalls mit Angelschnur fixiert, sind auf dem Rücken übereinander zusammengebunden. Als er merkt, dass ich wach bin, so etwa nach der gefühlten fünften Rolle Angelschnur, hält er inne und spuckt mir ins Gesicht. Ich möchte mich artikulieren, ihm irgend eine Art von Flehen entgegenheucheln, doch dieser Akt wird mir durch den Mundknebel mit übel schmeckendem Hartgummiball verwehrt, weswegen ich klinge, als würde ich in ein Kopfkissen hinein flennen. "Was willst du, du Penner?!?" An seinem Akzent erkenne ich, dass es ein Russe ist. Oder irgendjemand aus den osteuropäischen Ländern zumindest. Lässt sich meist scheiße zuordnen. Ivan, ich nenne ihn der Einfachheit halber nun so, da dort alle Ivan heißen, schneidet die Angelschnur ab, senkt sie mit einem Feuerzeug an dem mich umgebenden Knäuel fest und wendet mir den Rücken zu. Nachdem meine Augen ihre Schärfe-Einstellung optimiert haben, versuche ich mein eingeschränktes Bewegungsfeld mit wenigen Blicken zu analysieren. Der Belag unter mir kann als Kopfsteinpflaster identifiziert werden. Vor mir sind Bäume. Welche auch immer. Keine Spur von Zivilisation. Die Lichtverhältnisse sind jedoch nicht der Atmosphäre und Szene entsprechend. Es ist gleißend hell, die Lichtquelle ist allerdings hinter mir. Und sie ist verdammt warm. Ivan kommt wieder und löst mir den Knubbel aus dem Mund. Dann geht er hinter mich und ich spüre ein weiteres mal einen Schlag auf den Hinterkopf. Danach zuckt etwas hinter mir. Ich erfühle mit meinem Rücken eine andere Wirbelsäule und weiß fast schon, was da an meinem Arsch fest gebunden ist.
"Soma?"
"Was?"
"Unsere Karre brennt."
"Ach verfickt."
Das dort hinter mir ist Tracs. Er versucht unauffällig die Schnur um meine Handgelenke abzufummeln, aber es wird wohl eher bei einem Versuch bleiben.
"Hört zu, ihr Wichser.", schreit Ivan nun zu meiner Linken, sodass wir ihn beide verstehen können.
"Jetz' kommt's.", antwortet Tracs eher zu sich selbst, als zu diesem Russen, welcher fortfährt:
"Ihr wisst genau, weswegen ihr hier in diesem abgelegenen Waldstück sitzt. Wenn ihr mir nicht bald sagt, wo die Kohle ist, werdet ihr genau so in den Himmel aufsteigen, wie euer Polo!"

Bestimmt fragen Sie sich, wie ich in diese Situation gekommen bin. Nunja, ich könnte Ihnen jetzt irgendeine Schizo-scheiße im Sinne von Fight Club erzählen, doch das wäre nicht war. Es ist nicht allein meine Schuld. Die Verantwortung für diesen ganzen Scheiß übernehme ich und dieser verfickte Wichser hinter mir, der, sollten wir uns aus dieser Situation befreien können, ein verfickter TOTER Wichser ist. Wäre er nicht gewesen, würde jetzt kein wahnsinniger Russe vor uns herumspazieren und uns mit Benzin übergießen. Wäre er nicht gewesen, hätte ich jetzt keine eiternden Snakebites mit schrägen Stichkanälen und wäre er nicht gewesen, hätte Liz nie die wahren Probleme ihrer Laktoseintoleranz zu Gesicht bekommen. Aber das erklär' ich am besten mal detailliert.

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