Mittwoch, 28. Juli 2010

Phantomschmerz

Aus der hintersten Ecke meines Gehirns meldet sich ETWAS, das schon lange nicht mehr da ist. ES tut weh, ES frisst mir Löcher ins Bewusstsein. Ich habe ES besiegt, vor Jahren schon, habe ES ausgebrannt und nur tote Gedanken und Narbengewebe zurückgelassen, ES existiert nicht und trotzdem trifft mich seine Macht von Zeit zu Zeit wie ein Hammerschlag. Ätzende Säure bahnt sich dann ihren Weg durch die Synapsenwelt, weiter in die Augen und gleichzeitig in jeden Winkel meines Körpers. ES blendet mich, nimmt mir jeden Kontakt zur Welt, sperrt mich ein in einem Käfig, dessen Gitter nicht aus Stahl, sondern aus Schmerz bestehen und ich weiß, dass ES irgendwo lauert. ES besteht aus Erinnerungen die ich nicht kenne, aus Wünschen, die ich nie hatte und aus winzigen Splittern meines Bewusstseins. ES will mich töten. Nein, ES will, dass ich mich selbst töte, von einem Dach springe, meine Adern aufschneide. Selbstmordgedanken, tausendfach destilliert, klarer als Diamanten, reiner als die Leere selbst und unfassbar mächtig. So oft habe ich gegen diesen Edelstein im Kopfmüll gekämpft, wollte ihn loswerden, ihn zerstören, schließlich mit Erfolg. Was blieb, war ein schwarzer Fleck am Rande meines Bewusstseins. Doch jetzt kommt von dort der Schmerz, hundertmal stärker als je zuvor...

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