Freitag, 2. Juli 2010

Sleep.Mode 0 - Prolog

Was erwartet uns denn in einer Welt, die so verlassen, kaputt, radikal entmannt ist?
Ich laufe durch verschneite Fußgängerzonen voll mit toten Gesichtern. Jeder geht seiner Arbeit nach und keiner schert sich um den anderen. Großstadtanonymität. Nirgendwo sieht man so viele Menschen durch die Welt gehen, die sich wie Zombies von A nach B bewegen, wie in den Städten. Es heißt, dass irgendwo immer jemand für einen da ist, doch das stimmt nicht. Ich habe hier niemanden. Ich bin allein in meiner schmucken Neubauwohnung mit Luxus-Einrichtung und kann mir einen runter holen und Funeral for a Friend so laut hören, wie ich möchte, ohne dass es jemanden stört. Meistens höre ich jedoch Tereth, sitze mit einem Bier auf meiner Couch und lese abgefuckte Literatur von Schopenhauer, Nietzsche und Kafka. Kavka hingegen hasse ich. Mein Fernseher ist seit Monaten aus. Weder RTL noch Arte reizt mich. Wenn ich Filme schaue, dann illegal denn es stört niemanden. Es würde ebenso niemanden stören, wenn ich mich jetzt aus meinem neunten Stockwerk werfen würde. Niemanden interessiert mein Dasein, mein Wegsein. Alles geht den Bach herunter, meine Arme sehen aus wie mit Kreissägen gekuschelt und mein Psychologe denkt mein Vater wäre Schuld, aber nicht Berlins abgefuckte Anonymität. Ich hasse mein Leben. Das Bier ist alle. Zum Valentinstag hat mich auch keiner besucht. Und in Amerika werden gerade alle wahnsinnig.

3 Kommentare:

  1. Ich wollt nur mal Folgendes einwerfen:

    3000 Besucher! Herzlichen Glückwunsch!

    Liebe Grüße
    Ray

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  2. Wuah, stimmt, 3000! Gut gemacht, Jungs!
    Und, Großer, du hast es sogar mit nem neuen Sleepmode Teil geschafft, mich vor den PC zu bringen (obwohl es zu warm ist, um überhaupt irgendwas zu machen).
    Ich finde diese Atmosphäre von Anonymität und Verzweifelung übrigens sehr passend zu Sleepmode, mir gefällt der Prolog also. Vor allem, da ich zufällig mit Sophia die perfekte musikalische Untermalung habe. Insofern freue ich mich jetzt schon auf das nächste Kapitel.

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