Freitag, 9. Juli 2010

Zurück in die Zukunft

"Wenn wir beide in der Zukunft leben würden, dann gäbs genau zwei Möglichkeiten, wo wir sein könnten."
"Hm?", brummte Frank, nur leicht überrascht von einem derart langen und grammatikalisch nicht völlig unsinnigen Satz. Das grüne Zeug, das er vorhin in das braune Zeug gekrümelt und schließlich angezündet und inhaliert hatte wirkte gut.
"Also entweder wären wir so Minenarbeiter oder sowas. Sklaven oder so. Mit Cyborg-Teilen stärker gemacht, aber nich mehr in der Lage zu denken und so. Oder wir wären eben die, für die die Cyborg-Sklaven arbeiten, also so Wesen, die früher mal Menschen waren, aber die entdeckt haben wie sie die Weltherrschaft an sich reißen und ewig leben können."
"Fänd ich beides scheiße..."
"Hm, ja schon... Aber jetz stell dir mal vor, einer von den Cyborgs kriegt plötzlich nen Stein an den Kopf und kann auf einmal denken. Dann würd der den Bossen ordentlich den Arsch aufreißen."
"Jaaaa... Und dann? Dann wär die Zukunft vorbei und das danach fängt an. Aber wie das heißen wird weiß ich nicht... Is aber auch egal, im Prinzip wärs wahrscheinlich genauso wie die Zukunft, manche findens toll, andere findens scheiße..." Erschöpft von diesem Monolog ließ sich Frank in die Liege zurücksinken, schloss kurz die Augen und genoß das langsame Schwanken und Taumeln seiner Seele.
Pete dachte nach, öffnete mit nachdenklicher Miene die nächste Dose, leerte sie gedankenversunken zur Hälfte, stellte sie wieder auf den kleinen Plastiktisch und warf dabei fünf oder sechs leere Dosen und einige Plastikflaschen um. Die halb volle Flasche Rum geriet ins Wanken, Frank streckte die Hand so langsam aus, als wäre die Wirklichkeit eine x-beliebige Sportübertragung in der irgendwer die Zeitlupe eingeschaltet hatte. Die Glasflasche fiel von der Tischkante direkt in seine Hand. Ohne die Miene zu verziehen, schraubte er sie auf und nahm einige kleine Schlucke des goldenen Inhaltes.
Pete schien davon überhaupt nichts mitbekommen zu haben, er starrte über das marode Geländer des Balkons und kurz dahinter verlor sich sein Blick in Luft und Sonnenstrahlen. Er öffnete den Mund. Schloss ihn wieder, griff nach der Schachtel Luckies neben sich, nahm eine Zigarette heraus und drehte sie langsam in den Fingern. Dann meinte er: "Wir leben schon in der Zukunft, manche findens toll und andere nich so. Aber das is doch immer so. Also is doch immer Zukunft oder?"
"Das mag natürlich sein..." Frank wollte den Gedanken nicht in sein Gehirn lassen, er passte gerade nicht in sein irgendwo weit weg schwebendes Bewusstsein, das auch ohne fremde Hilfe bereits begann, die Realität wiederzufinden und Reize korrekt zu verarbeiten. "Vielleicht heißt Zukunft aber auch, dass alle froh sind. Dass niemand es scheiße findet. Und wenn das so ist, dann sind wir in der Zukunft." Stolz auf diesen genialen Gedankengang und die wunderschöne Formulierung setzte Frank sich auf, öffnete die Augen, blickte nach rechts und Pete direkt in die Augen. Der grinste wortlos und zog die kleine, mit grünen Krümeln gefüllte Plastiktüte aus dem DRUM-Beutel...

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