Freitag, 21. Mai 2010

A.D.:X - Sickman (The Game)

"Sickman: 1, Stranger: 10", ist auf der riesigen Anzeigetafel vor mir zu lesen. Ich ziehe die Desert Eagle aus dem Hosenbund und lege sie auf den Tisch zu meiner Rechten. Die Frau in Militäruniform nimmt sie und hält sie hoch. Das Publikum auf den Rängen rings um mich macht einen höllischen Lärm. Die rote Zehn verwandelt sich in eine Sieben. Ich lege den Mantel ab, sie wird zu einer Acht. Was für Freaks, aber immerhin vom Kämpfen verstehen sie was; ohne Mantel steigt meine Beweglichkeit, also auch meine Überlebenschance. Ich nehme den Schultergurt mit dem Holster, in dem die P8 friedlich schlummert, ab und lege ihn samt der Waffe ebenfalls auf den Tisch. Eine 3. Mantel wieder an. Eine 2. Immer noch ist die Jury der Meinung, meine Chance sei doppelt so groß wie die des Wahnsinnigen in dem Käfig am anderen Ende des zehn auf zehn Meter großen Sandkastens. Nur doppelt so groß... Das Vieh da drüben hat überhaupt keine Chance, aber wenn diese Typen mich unterschätzen ist das nur gut für mich. Das Messer aus der Gürteltasche wandert ebenfalls auf den Tisch, gefolgt von dem Dolch im Stiefel. "Sickman: 3, Stranger: 1" Schon besser, aber noch lange nicht gut genug. Dieser "Stranger" würde sie noch alle ungläubig mit den Augen rollen lassen. Sie hatten mich den "Fremden" getauft und irgendwie hatten sie ja recht. Ich bin ein Fremder... Aber einer, der ihnen gleich zeigen würde, wie man heutzutage überlebt, ohne sich hinter vier Meter hohen Zäunen und schweren Waffen zu verstecken. Die Unterarmschienen aus Leder und Hartplastik landen auf dem Tisch. Ich überlege kurz, wo ich sie überhaupt herhabe, aber dazu fällt mir absolut nichts ein. Der Stand: "Sickman: 5, Stranger: 1". Gut erkannt, die Arme sind die erste Angriffszone dieser Tiere, sie haben gelernt, dass ein Mensch ohne funktionstüchtige Arme nur noch zu 30% in der Lage ist, sich zu verteidigen. Jedenfalls diejenigen von ihnen, die schon gegen einen Menschen gekämpft haben und immer noch leben. Der Bursche im Käfig hat schon drei Fremde einfach aufgefressen, sagten sie mir beiläufig, als sie mir die Spielregeln erklärten. 5:1 ist zwar eine Menge, aber immer noch nicht genug. Ich drehe mich nach rechts, sehe der Frau hinter dem Tisch in die Augen und höre mich die Worte sagen:"Ich will erst kämpfen, wenn die Sonne untergegangen ist. Und ohne Scheinwerfer, nur eine Magnesiumfackel." Sie sieht mich einen halben Moment ungläubig an, dann siegt ihre militärische Ausbildung, sie nimmt ihr Funkgerät und teilt der Jury meine Entscheidung mit. Unter der Auflistung meiner abgegebenen Ausrüstungsgegenstände erscheint auf der Tafel in roten Lettern der Schriftzug "Stranger will fight in the Dark!!!". Darüber der neue Chancenvergleich: "Sickman: 15, Stranger: 1". Jetzt kann der Kampf beginnen.

5...4...3... Das Publikum wird still, angespannt, aufgeregt, in freudiger Erwartung eines guten Kampfes. Die 1 erlischt und weicht dem knallroten Wort "FIGHT". Am rechten Rand des Sandkastens liegt eine brennende Magnesiumfackel, die einzige Beleuchtung dieses Platzes. Auf den Rängen ist vereinzelt das Sirren von Restlichtverstärkern zu hören, sonst nichts. Ein dunkler Schemen kommt auf mich zugewankt, zielstrebig. Irgendetwas an seiner Art sich zu bewegen ist seltsam, unmenschlich, grotesk, nur eine Kleinigkeit, aber zu deutlich um es zu übersehen. Ich bewege mich nicht, lasse das Vieh an mich herankommen. Die letzten zwei Meter überwindet es mit einem Hechtsprung, ich wirbele zur Seite, weiche erfolgreich aus, mein Gegner landet im Sand, aber ich kontere nicht. Noch nie habe ich einen von ihnen springen sehen. Ich mache drei Schritte von ihm weg, warte bis er wieder auf die Beine kommt. Er wirbelt herum, stürzt auf mich zu, greift nach meinem Arm, ich weiche aus, greife mir seinen Arm, ziehe daran, ramme ihm den freien Ellenbogen ins Gesicht, es knackt, dann ein Tritt vor die Brust und mein Gegner taumelt rückwärts. Gleich darauf findet er sein Gleichgewicht wieder, beginnt jetzt aber, mich mit kleinen Seitwärtsschritten zu umkreisen. Verdammt, dieses Tier hat mehr Kampferfahrung als mir lieb ist. Und dumm ist es offenbar auch nicht. Es wartet darauf, dass ich angreife. Aber wie wird es reagieren? Was kann es und was nicht? Logisch denken. Es kann besser sehen als ich. Es fühlt keinen Schmerz und keine Angst. Es versteht etwas vom Kämpfen und das ist neu und das ist auch das was mir gerade ernsthaft Sorgen macht. Wenn ich es angreife, wird es das soeben Gelernte gegen mich einsetzen und mich verletzen. Das ist es. Ich muss so angreifen, dass es nicht kontern kann. Jedenfalls hoffe ich dass es das nicht kann, denke ich und laufe los auf meinen Gegner zu. Der will nach meinem Arm greifen und zieht schon den rechten Ellenbogen hoch. Ich springe ab, in einem Salto über ihn, lande und trete auf gut Glück hinter mich. Ein Treffer, nur ein leichter, aber es muss reichen. Im Umdrehen sehe ich schon, wie dieses Biest in meine Richtung losrennt. Es springt ab, ich stütze mich mit einem Bein nach hinten ab, greife nach oben, bekomme seinen Hals zu fassen und reiße mit meinem ganzen Körpergewicht daran. Ein weiteres hässliches Knacken und ich spüre, wie noch in der Luft die immense Spannung des Körpers in sich zusammenfällt. Schwer landet mein Gegner hinter mir im Sand und ich zertrete seinen Schädel wie eine überreife Wassermelone...

3 Kommentare:

  1. das is n ganz schön extremes ding, was du da geschrieben hast, mein freund. willst du wirklich nach der sieben schluss machen?

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  2. A.D.:X wird weiterleben, die 7 Texte hier sind ja nur der Prolog ;) Ich werd aber den Rest in größeren Brocken veröffentlichen und wahrscheinlich auch nicht im Fragmentarium selbst =)

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