Dienstag, 11. Mai 2010

A.D.:X - Six Six Sick

Langsam schlendere ich die 7th Ave runter, mitten auf der Straße, zwischen Taxen, Transportern und anderen Autos hindurch, die von ihren ehemaligen Besitzern stehengelassen und vergessen wurden. Über meinem Kopf hängt ein weißes Tanktop an einer dünnen Metallstange, die im Rhythmus meiner Schritte hin- und herschwingt und den Bewohnern der Häuser rings um mich signalisiert, dass ich nur auf der Durchreise bin und meine Waffen lediglich zu meinem eigenen Schutz einsetzen werde. Kurz hatte ich überlegt, eins der tausenden Autos kurzzuschließen, aber innerhalb der Stadt würde es mich mehr behindern als es hilfreich wäre. An einer quer über einem weißen 64'er Mustang liegenden Straßenlaterne halte ich inne, lehne mich an den Kotflügel des Wagens, angele nach meiner Feldflasche und nehme einige tiefe Schlucke der süßlich-bitter schmeckenden Flüssigkeit, die leicht im Rachen brennt. Beim Absetzen der Flasche bemerke ich auf dem schmutzig-weißen Lack des Mustangs einige Blutspritzer im Bereich der nicht ganz geschlossenen Kofferraumklappe. Ich widerstehe der Versuchung, das Ding zu öffnen, aber dennoch schüttelt es mich leicht beim Gedanken daran, was dieses Auto wahrscheinlich darstellt. Schneller als nötig schraube ich die Feldflasche zu und setze mich wieder in Bewegung. Ein Windstoß trägt mir wie zum Abschied den süßlichen Duft eines verwesenden Tieres in die Nase. Vielleicht ist es auch gar kein Tier, sondern ein Mensch, der da im Kofferraum liegt und den Köder mimt für das Böse, das vermutlich immer noch in den dunkleren Ecken von Manhattan lauert...

Auf der Kreuzung vor mir stehen keine Autos. Eine kleine Gestalt läuft dort hin und her, fast wie ein spielendes Kind, aber eben nur fast. Ich vergewissere mich, dass meine weiße Flagge zu sehen ist, schleiche mich näher heran, gehe hinter einem querstehenden Auto in die Hocke und beobachte die Gestalt, die ich gegen die Nachmittagssonne zunächst nur schemenhaft erkennen kann. Eine Wolke schiebt sich vor die Sonne und ich erkenne den Ausdruck auf dem Gesicht des höchstens sechs Jahre alten Mädchens. Pure Wut verzerrt das eigentlich hübsche Antlitz, eine Wut, die nicht natürlich ist, die kein Mensch jemals spüren sollte und schon gar nicht ein kleines Mädchen. Ich habe diesen Ausdruck bedingungsloser und vollkommener Raserei schon oft gesehen, aber noch nie auf dem Gesicht eines Kindes. Ein noch dickerer Teil der Wolke zieht vor die Sonne und jetzt bemerke ich auch die beiden winzigen roten Lichtpunkte, die auf Brust und Kopf des Mädchens ruhen, leicht zitternd, nicht stark genug um darauf schließen zu lassen, dass die beiden Waffen frei in der Hand gehalten werden, aber stark genug, um die Anspannung der Schützen deutlich werden zu lassen. Offenbar will keiner der beiden Scharfschützen als erster abdrücken und ein Kind dem sicheren Tod preisgeben. Ich atme tief ein, wieder aus und wieder ein, dann stehe ich auf und mache drei leise aber große Schritte auf die freie Fläche hinaus. Ich beobachte aufmerksam das Kind, es scheint mich nicht bemerkt zu haben. Die roten Lichtpunkte sind verschwunden, ich bin mir fast sicher, dass sie jetzt auf meinem Rücken ruhen. Noch zwei Schritte auf das Mädchen zu. Drei, vielleicht vier Meter zwischen mir und dem kleinen Monster. Ich pfeife. Das Kind wirbelt herum und stolpert auf mich zu. Ich ziehe die Desert Eagle aus dem Hosenbund, entsichere sie und richte den Lauf auf die Stirn des Mädchens. Es kommt immer näher an mich heran. Noch zwei Meter, einer, ein halber; die Stirn des Kindes berührt den Lauf, ich drücke ab. Der Schuss hallt dumpf in den umliegenden Straßenschluchten wider, das Klimpern der Patronenhülse auf dem Asphalt scheint eine Schneise in die darauf folgende Stille zu schlagen...

2 Kommentare:

  1. Das Ende der Geschichte ist so verfickt geil bildlich geschrieben, dass es mir wie die Erinnerung an eine Filmszene vor dem Auge umherschwirrt.

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  2. FILMREIF!!!! ich hab mir genau vorstellen können wie der lauf nach dem schuß ein stück nach oben drückt und das kind dann in zeitlupe zurückgeworfen wird und zu boden fällt, während ein teil seines kopfes einfach explodiert.

    harte scheiße mann!!!

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