Dienstag, 18. Mai 2010

Sleep.Mode V - von Berlin...

Das Tageslicht ist wie ein Schlag in mein Gesicht, als ich das Fachwerkhaus verlasse. Draußen hat es in den letzten Tagen keine wesentlichen Veränderungen gegeben. Tagsüber sind die Straßen immer noch leergefegt, bis auf ein oder zwei Wahnsinnige, die über die Straßen schlurfen und blind um sich schlagen. Ich schleiche fast den ganzen Weg bis zur Ampelkreuzung. Diese Bastarde sollen nicht mitbekommen, dass ich einer von den Normalen bin. Der silberfarbene Opel Corsa steht gottverlassen auf der Mitte der Straße. Der Schlüssel steckt, also steige ich ein. Nach zwei Versuchen springt der Motor an. Der Tank ist noch zur Hälfte voll und so kann ich erst einmal losfahren. Raus aus Berlin. Irgendwohin, wo weniger Freaks sind. Ich schalte das Radio an, beschleunige auf dreißig Stundenkilometer, denn schneller kommt man zwischen den ganzen stehenden Autos nicht voran und höre die ersten Töne aus dem CD-Player. Get Freaky von Music Instructor. Wie passend. Dennoch fühle ich mich recht unwohl dabei, dieses Lied zu hören. Ich mache das Handschuhfach auf, um nach weiteren CDs zu kramen. Finde allerdings nur die Fahrzeugpapiere, eine alte Nikon-Kamera und eine Schachtel L&M Link. Weiße Nuttenstängel, die halb so dünn und doppelt so lang, wie normale Zigaretten sind. Trotzdem zünde ich mir eine von ihnen an. Sobald ich an einer Tankstelle vorbeikommen sollte, werde ich alle Kippen dort einsammeln. Und mir ein paar gute CDs mitnehmen. Vielleicht haben sie ja wenigstens Metallica oder so etwas. Ich drücke den AM/FM-Knopf und hoffe irgendeinen Radiosender mit menschlichen Stimmen zu hören. In den Filmen gibt es doch immer einen Radiosender, auf dem eine Endlosschleife einer Botschaft läuft. Sei es nun “kommt alle nach Frankfurt in das Siemens-Gebäude, wir haben uns dort verschanzt“ oder „reist nach Australien, dort sind diese Verrückten nicht.“

In der ganzen Zeit der, nennen wir es mal Seuche, habe ich keinen gehört oder gesehen, der die Viecher als Zombies bezeichnet hat. Es ist nicht so, dass die Menschen sich nicht trauen, sie so zu nennen. Sie sind es einfach nicht. Es ist, als würden sie wirklich alle durchdrehen. Sie sind so lahm, aber trotzdem aggressiv. Als hätte sie irgendjemand beim Schlafen gestört. Trotzdem sind sie am Leben. Sie fressen sich manchmal auch gegenseitig.
Manchmal gehen drei von den Wahnsinnigen auf einen einzelnen drauf und schlagen ihn tot. Dann prügeln sie sich um das Fleisch.
Manchmal essen sie auch Tiere, Essensreste oder einfach nur Abfall.
Manchmal.

Ich biege die Hauptstraße nach links ab und vor mir steht gottverlassen eine Shell-Tankstelle mit eingeschlagenen Scheiben. Ich zünde mir noch eine dieser dünnen Kippen an, parke den Wagen vor Zapfsäule 5 – Super Bleifrei und öffne die Tür.

1 Kommentar:

  1. Wieder mal super geschrieben, aber warum nur so ein abruptes Ende? Ich will MEEEEHHHR!!!

    Cheers

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