Montag, 31. Mai 2010

Finis Terrae

Die Schneeflocken hier fielen langsam, schienen fast schon der Gravitation zu trotzen. Irgendwo schien die Sonne. Wir sahen sie an den Bäumen und Häuserwänden hochkriechen. Doch wir saßen im Schatten. Keine Sonne irgendwo zu sehen. Da waren wir. Am Ende der Welt. Ab und an kam ein Bus. Menschen stiegen ein, stiegen aus, verweilten hier nicht länger, als eine Zigarettenpause. Chris und ich saßen schon geschlagene zwei Stunden hier. Wir ließen unsere Füße über den Rand der Erde baumeln und spuckten hinunter in das Universum. Es war ein eigenartiges Gefühl hier zu sein. Nirgendwo auf diesem Planeten schien man weiter blicken zu können, als hier. Kein Vergleich zu Bergen oder Hochäusern. Ich drehte uns zwei saubere Zigaretten und Chris machte Musik an. Es fühlte sich an, als würden wir in einer riesengroßen Fruchtblase schwimmen, als die Stimme der Sängerin einsetzte und für einen Moment dachte ich, dass diese Zigarette hier die einzige Nabelschnur ist, welche mich verbindet mit der Welt, den Menschen, unseren toten, lebenden und noch nicht geborenen Göttern und der letzten Frau, deren Brüste ich vor Äonen liebkost hatte. Wir saßen so noch einige Stunden. Dann fraß uns die Sonne und ließ nur unsere Schatten und zwei glühende Zigarettenstummel zurück.

2 Kommentare: