Montag, 31. Mai 2010

Dehydration Deluxe

Es ist klar, dass Menschen, so wie du und ich welche sind, sich nicht wirklich bewusst sein können, wie es ist, einem extremen Mangel ausgesetzt zu sein. Du denkst vielleicht "bah, ich habe gerade einen scheiß Hunger." oder "ich hab seit Ewigkeiten keinen Sex mehr gehabt." Aber das meine ich nicht. Was ist mit verhungern, ersticken, verdursten oder keinen Schlaf mehr bekommen? Diese Situationen sind sicherlich total abgefuckt, man wünscht sie keinem und vor allem nicht sich. Es ist nun schon der dritte Tag, ohne das ich etwas getrunken habe. Kein Wasser, kein Alkohol, keine Limo, nichts. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass man durch solche Grenzerfahrungen an neue Gedankengänge kommt und dass man neue Bewusstseinsebenen erreicht. Das brauche ich gerade. Doch ich weiß nicht, ob ich da wirklich die richtige Route eingeschlagen habe. Bei jeder Bewegung wird mir schwindlig, ich versuche mit meinem Speichel so viel, wie nur möglich meines Mundraums zu befeuchten nur langsam wird es nur noch schleimige Absonderung, die mir noch viel verhasster ist, als ein trockener Mund. Meine Arme sehen für mich aus, wie Äste, die mit zerknitterten Krepppapier überzogen sind. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ich glaube nicht daran, dass es Menschen gibt, die ohne das alles überleben können. Die erzählen doch Scheiße!

Ich lasse mich von dem Stuhl fallen und irgendwie fühlt es sich an, als würde alles in meinem Körper brechen und kaputt gehen. Ich ziehe meinen vertrockneten Kadaver zu der Küchenzeile neben meinem Schlafzimmer und kralle mich am Rand des Waschbeckens fest. Ich schaffe es bestimmt, mich gleich hochzuziehen. Ich muss dann nur den Wasserhahn aufdrehen und der ganze Fick ist zu Ende. Als ich mit meinem Kopf über der Schüssel des Waschbeckens hänge und das Wasser endlich fließt, halte ich doch noch einen Moment inne. Erst denke ich mir: "Körper! Willst du mich verarschen?" Doch dann durchfährt es mich, als würde ich gegen einen Kuhzaun pissen:

"Was ist denn, wenn das ganze Leben selbst einen Charakter hat, und dich nicht so wirklich leiden kann? Dich auslacht, weil du manchmal aussiehst, wie der letzte Husten? Was ist, wenn die einzige Bewusstseinserweiterung nur darin besteht dich selbst zu hassen und all dein Sein, all dein Tun, all deine Gedanken zu verwerfen, denn im Grunde genommen ist jegliche Aktion und Reaktion sinnlos? Trinkst du, lebst du. Trinkst du nicht, lebst du vielleicht noch ein wenig. All das, was du hier mitbekommst, Floppy, ist das Tun und Rattern der Erde, welches genau so gut ohne dich stattfinden kann. Du bist lediglich ein Staubkorn im Zahnrad der Welt. Also scheiß drauf. Wozu die Abhängigkeit und die Sucht nach dem Leben?"

Der erste Schluck ist göttlich.
Der zweite Schluck brennt.
Beim dritten Schluck kotze ich mich voll.

War bestimmt die richtige Einstellung.
Feiges Arschloch.

2 Kommentare:

  1. Geil geschrieben und echt hammer Gedankengänge zum Thema "wie soll man ohne etwas leben von dem man abhängig ist, auch wenn es vll eine gebildete abhängigkeit ist". Sprich: Beziehungen, etc.

    Ich mag das Teil =)
    Herr /root

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  2. krässe schreibe! jefällt ma.
    (und ohne klugscheißen zu wollen, aber ich würde an deiner stelle mal ausprobieren, im zwoten absatz weniger mit "ich" in die sätze einzusteigen, zwecks größerem sog in die szene. wie jesacht: OHNE klugscheißerei. ansonsten den tipp einfach das klo runterspülen)

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